Inflation: Wie sehr sie unser Leben belasten, in welche existentiellen Nöte sie gerade Menschen mit geringen Rücklagen bringen kann, das wurde uns in diesem Jahr wieder schmerzlich ins Bewusstsein gerufen. Umso wichtiger, sich intensiv mit der Institution zu befassen, deren Kernauftrag die Preisstabilität ist: der Zentralbank. Im Economics-Unterricht der Studienstufe bildet das Thema „Geldpolitik“ seit langem einen Schwerpunkt. Detailliert befassen sich unsere Schülerinnen und Schüler damit, wie Preisbildung und Geldschöpfung in einer Marktwirtschaft funktionieren, welche Rolle das private Bankensystem dabei spielt, welche Einflussmöglichkeiten die Zentralbank hat und was ihre Aufgabe so anspruchsvoll macht. Sehr gern greifen wir dabei auch auf Bildungsangebote der Bundesbank zurück.
An einem ganz besonderen Highlight durfte ich letzte Woche als Vertreter des Gymnasium Hochrad teilnehmen: 27 Wirtschafts-Lehrkräften aus der ganzen Bundesrepublik reisten auf Einladung der Bundesbank nach Frankfurt. Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung war eine gemeinsame Gesprächsrunde mit Bundesbank-Präsident Dr. Joachim Nagel.
Ausführlich konnten Fragen zu gegenwärtigen und künftigen geldpolitischen Entscheidungen der EZB diskutiert werden: Inwieweit sollte und kann die Zentralbank auf eine Inflationsentwicklung Einfluss nehmen, die zu wesentlichen Teilen angebotsinduziert ist? Wie sehr unterscheidet sich der europäische makroökonomische Kontext vom US-amerikanischen und inwiefern rechtfertigt das unterschiedliche geldpolitische Entscheidungen? Muss angesichts der Unkalkulierbarkeit aktueller Krisen das langjährige vertretene Konzept der „forward guidance“ neu bewertet werden? Wenn die Kernaufgabe der EZB in der Preisstabilität liegt, kann sie dennoch auch den klimapolitischen Transformationsprozess unterstützen? Welche Rolle spielt „moral suasion“ im Berufsalltag eines Zentralbankers?
Auf solche und andere Fragen ging Herr Dr. Nagel in großer Ernsthaftigkeit ein. Zum Abschluss des Gesprächs zeigte er seinerseits lebhaftes Interesse an Erfahrungen aus der Schulpraxis, so dass sich ein fruchtbarer Austausch dazu entspann, wie vertieftes Einüben in ökonomisches Denken in Schule gelingen und was die Bundesbank dazu beitragen kann.
Dieser Teil war das Herzstück; die zwei Tage hatten aber auch viel anderes Wertvolle zu bieten: Neben dem gemeinsamen Besuch des sehr sehenswerten Geldmuseums der Bundesbank waren vor allem die informellen Gespräche ein Gewinn, zum einen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesbank, zum anderen mit den Wirtschafts-Kolleginnen und –Kollegen aus anderen Schulen und Bundesländern. So trat ich die Heimreise mit vielen Eindrücken und Anregungen an, dazu mit mancherlei E-Mail-Adressen zwecks Ideen- und Materialaustausch und vor allem mit der neu befeuerten Lust, unseren Schülerinnen und Schülern die faszinierende Welt der Ökonomie zu eröffnen. Herrn Dr. Nagel und der Abteilung „ökonomische Bildung“ der Bundesbank sei für die Einladung auch auf diesem Wege noch einmal sehr herzlich gedankt!
Weitere Artikel zur Zusammenarbeit unserer Schule mit der Bundesbank finden sich hier:
https://www.gymnasium-hochrad.de/economics/die-bundesbank-zu-gast-am-hochrad/
https://www.gymnasium-hochrad.de/economics/vier-hochrad-schueler-beraten-die-bundesbank/