Der 90-minütige amerikanische Dokumentarfilm Seaspiracy wurde dieses Jahr auf Netflix veröffentlicht und zog ziemlich schnell positive, aber auch negative Aufmerksamkeit auf sich. In diesem Artikel erklären wir, was es damit auf sich hat und ob sich der Film lohnt.
Das Hauptthema des Films ist die Zerstörung maritimer Ökosysteme durch die Fischereiindustrie. Ali Tabrizi, der Regisseur des Filmes, nimmt es auf sich, die erschreckende und eigentlich illegale Seite der Fischereiindustrie zu enthüllen. Es werden aber auch Themen wie Plastikmüll, Korallenriffe, Sklaverei in der Fischereiindustrie und die maritime Unterhaltungsindustrie (wie z.B. Shows mit Delfinen und Walen in Gefangenschaft) aufgegriffen. Dabei kommen erschreckende Bilder auf und die Spannung ähnelt eher einem Krimi als der „typischen“ Dokumentation. Vieles wird Undercover gedreht und viele schockierende Fakten werden zwischen den Szenen erwähnt, jedoch kann man ihnen immer folgen und sie sind verständlich dargestellt.
Es ist ein dramatischer und mitreißender Film, der alle mitnimmt und deshalb etwas für Leute ist, die sonst eigentlich keine Dokumentation über das Meer angucken würden. Der Film ist nicht trocken und rein wissenschaftlich (hierzu gab es auch Kritik, aber dazu später mehr), sondern dient der Unterhaltung und Aufklärung. Es nimmt die Zuschauer emotional mit.
Kritik um den Film
Von Wissenschaftlern kam viel Kritik, denn nicht alle Fakten im Film sind ganz korrekt oder ausreichend genug erläutert. Zum Beispiel wird gesagt, dass wenn die Fischerei so weitermacht, die Meere 2048 leergefischt sein werden. Dazu gab es 2006 eine Studie, die das vorhergesagt hat, aber diese wurde inzwischen von denselben Wissenschaftlern widerlegt. Auch wird im Film gesagt, dass nachhaltige Fischerei nicht existiere und man einfach aufhören müsse, Fisch zu essen. Dabei muss man bedenken, dass es Menschen gibt, deren Lebensunterhalt und Nahrung davon abhängt, in einem kleinen Kanu fischen zu gehen, was deutlich nachhaltiger ist als die großen Fischkutter.
So sehr ich den Film mochte, gab es auch einige Aspekte, die mir weniger gefallen haben. Viele bekannte Umweltorganisation werden angegriffen und beschuldigt, das Thema zu verstecken, weil sie selbst davon profitieren würden. Manche wollen jedoch bestimmt einfach nur vorsichtig sein mit der pauschalen Aussage, dass man keinen Fisch mehr essen sollte. Im Gegensatz dazu spricht sich der Film sehr explizit für den Verzicht auf Fisch aus. Auch ist es nicht so, dass die meisten Umweltorganisationen Probleme verstecken würden. Im Film wirkt es an manchen Stellen wie eine Verschwörung.
Ein anderer Aspekt, der mir nicht gefallen hat, ist, wie versucht wird, bestimmte Sachen in Beziehung zu setzen. Um das Ausmaß des Umweltschadens, der von Fischernetzen und anderen Müll der Fischerei verursacht wird, zu verdeutlichen, werden diese mit Plastikstrohhalmen verglichen. Plastikstrohhalme sind tatsächlich das viel kleinere Problem, dennoch ist diese Aussage irreführend. Sie hinterlässt den Eindruck, dass das Verzichten auf Plastikstrohhalme gar nicht so wichtig sei, obwohl das natürlich auch zählt.
Fazit
Persönlich hat mich dieser Film überzeugt, keinen Fisch mehr zu essen. Obwohl der Film wissenschaftlich genauer arbeiten könnte, werden wichtige Themen aufgegriffen und erklärt. Die gesamte Idee ist nicht falsch. Ich würde diesen Film allen Leuten weiterempfehlen, aber ihnen raten, sich einen Fakten-Check (wie unten vorhanden), zu suchen. Der Film ist großartig und im Großen und Ganzen ist es wichtig, dass auf solche Themen mehr Aufmerksamkeit gelenkt wird und dass die Menschen sich informieren. Der Film ist auch in der Hinsicht gut, dass er alle Menschen anspricht und erreicht. Er ist auch unterhaltsam, was man nicht über alle Dokumentationen sagen kann.
Meiner Meinung nach lohnt sich der Film trotz der (berechtigten) Kritik.
Quellen und Tipps
"Seaspiracy": Ob das so stimmt? – BUND e.V.
Helene Godorr