Wettbewerb „Philosophischer Essay“ in Klasse 10

Wir gratulieren Felipe H., Xingye S. und Yixin S. zum Gewinn der ersten drei Preise unseres kleinen philosophischen Essaywettbewerbs.

Worum geht es? Um Fragen, die uns im Alltag auch heute sehr konkret und drängend umtreiben, die aber ebenso das Gespräch der Philosophen in den vergangenen zweitausend Jahren philosophischen Nachdenkens angetrieben haben: Können wir uns verhalten, ohne uns in Entscheidungen festzulegen und uns damit Möglichkeiten des Lebens abzuschneiden? (Felipe) Ist Freiheit nur die Abwesenheit von Regeln und Gesetzen oder umgekehrt erst durch solche möglich? (Xingye) Können wir vor unserem Gewissen und unseren Mitmenschen eine Lüge als Notlüge rechtfertigen, oder ist jede Lüge moralisch verwerflich? (Yixin)

„Essay“ bedeutet „Versuch“, und so erleichtert diese nicht auf die eine treffende Antwort festgelegte Textform den Einstieg und das Fortkommen auf dem gebirgigen Weg, der mit diesen Fragen verbunden ist. Dennoch ist es nicht beliebig, wie hierzu gedacht wird, denn es gibt Wegmarken, die durch Antworten aus der philosophischen Tradition gegeben sind. Allerdings ersparen sie uns nicht, selbst zu urteilen und zwischen sehr verschiedenen Wegen zu wählen. Am Beispiel der Notlüge: Rechtfertige ich die Notlüge durch ihren möglichen Nutzen, oder ist sie ein erster Schritt zur Zerstörung des Vertrauens in die Wahrhaftigkeit unserer Mitmenschen?

Einen solchen Weg zu gehen, der seine Bedeutung im Gewicht der Frage hat, die der Schreibende sich stellt, und auf dem es dem Autor gelingt, die Leser und Leserinnen auch auf Steilpassagen und um scharfe Ecken mitzunehmen, das verlangt, dass ich meine Worte (oder Schritte) genau setze und dabei meine Offenheit für Alternativen oder Gegenpositionen erhalte. Diese Form des Schreibens und Denkens benötigt Zeit, das Gespräch mit Mitschülern und Lehrern über erste Entwürfe und sie erfordert, dass ich meinen Text wiederholt überarbeite.

Liebe PreisträgerInnen, dank eurer Geduld, Genauigkeit und eures offenen Blicks ist es eine Freude gewesen, als Leser mit euch die Wege eurer Essays zu gehen!

Christian Rave-Borger

Xingye_Essay

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